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erwecken, daß hier die Entscheidung gesucht werde. Damit wollte Napoleon wieder, wie so oft, die Handlungen des Gegners beeinflussen und ihn veranlassen, seine Reserven nach links hinzuschieben. Gleichzeitig war aber Ney, der mit 40 000 Mann über Torgau nach Berlin hin geschickt und bereits bis Luckau gekommen war, jetzt nach Bautzen gerufen, um hier in die rechte Seite der Verbündeten einzufallen. Der Stoß, der verhängnisvoll hätte werden können, wurde ungeschickt ausgeführt. Deshalb hatte er nicht die Wirkung eines vollen Sieges, aber doch das Ergebnis, daß die Verbündeten aufs neue zurückgehen mußten. Zunächst gings auf Breslau zu. Trotz des glücklichen Reitergefechtes bei Haynau, mußte dann noch weiter ostwärts gewichen werden. Schon planten die Russen den Rückzug in die Heimat; was lag ihnen auch an der Rettung Preußens? Die Preußen dagegen wollten bei Schweidnitz und den oberschlesischen Festungen einen letzten Widerstand versuchen. Gneisenau, der an die Stelle des gebliebenen Scharnhorst getreten, hatte die erforderlichen Befestigungen entworfen. Auch eine bessere Fühlung mit Oesterreich war hier möglich und so von dieser Seite vielleicht noch ein Glückswechsel denkbar. Die Aussichten standen demnach überaus schlecht.
In diesem verzweifelten Augenblicke kam der überraschende Vorschlag eines Waffenstillstandes von — Napoleon selber.
Vielleicht hoffte er bei seinem Schwiegervater mit diplomatischen Mitteln besser zum Ziele zu kommen, vielleicht auch drängte ihn die Erschöpfung seiner jungen Krieger, tatsächlich aber sollte ihm dieser Schritt verhängnisvoll werden, denn es beginnt mit dieser Waffenruhe die Wende im Kriege. Jetzt trat auch Oesterreich auf die Seite der Verbündeten und sein Beitritt gab diesen ein solches Uebergevvicht in der Zahl, daß auch das Genie Napoleons das Machtverhältnis nicht mehr zu Frankreichs Gunsten umzugestalten vermochte.
Der Herbstfeldzug 1813.
Der Kriegsschauplatz war wie im Frühjahr das Königreich Sachsen und seine nächste Umgebung. Napoleon verfügte im ganzen über 500 000 Mann, von denen 310 000 unter ihm und Oudinot unmittelbar für die Feldunternehmungen verwendbar
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und Norddeutschland heimkehren. Napoleon rechnete wohl, daß der Eindruck auf alle Schwankenden zunächst wenigstens ein gewaltiger sein werde. Was sonst Tollkühnheit erscheine, werde bei ihm, dem Sieggewohnten, der so oft neue Wege eingeschlagen, anders beurteilt werden und neue Erfolge bringen.
Und war seine Kriegsführung nicht auch darin eine ganz neue, daß der Raum für ihn nicht mehr die Bedeutung hatte wie für alle ändern Feldherren? Die weitesten Entfernungen wurden mit Sicherheit überwunden, und wenn er Truppen, die am Kanal, an der Nordsee oder gar in Spanien standen, etwa an der obern Donau brauchte, so konnte er darauf rechnen, sie zur bestimmten Zeit auch hier zu finden. Seinen Kriegern konnte er jede Anstrengung und jede Entbehrung zumuten. Sein bloßer Wille genügte, das Menschenmögliche auch zu erreichen. Und diese Disziplin zeigte sich selbst noch in den Unglückstagen an der Beresina und beim Abzug von Wilna, als keine Abteilung durch Ergebung dem Elend zu entgehen versuchte; bei ihm wußte jeder einzelne die eigenen Interessen am sichersten geborgen.
Allerdings traf Napoleon auch für die Marschfähigkeit seiner Krieger die besten Maßregeln. In den Beinen stecke die Gewähr des Erfolges. Darum veranlaßte er allerorten im westlichen Deutschland den Bau fester Straßen. Und diese Chausseen, die man bis dahin in Deutschland noch kaum kannte, wurden rasch und nach großen Gesichtspunkten unter dem Zwange der zunächst Beteiligten ausgeführt. Aber im östlichen Deutschland kannte man sie 1813 doch noch nicht und nun wußte Napoleon auch da sich zu helfen, ja seine Marschtechnik gestattete, an einem Tage so viel zu leisten, wie heute bei den viel besseren Wegen an dreien geleistet wird. Seine Kolonnen waren, wenn man dem Feinde nahe war, viel breiter als heutzutage, aber auch viel weniger tief. Nur die Artillerie und der notwendigste Troß benutzte die Wege. Infanterie konnte und mußte nebenher auf den ebenen Flächen sich bewegen. Der einzelne mochte sehen, wie er über die Hindernisse hinwegkam. Natürlich fehlten auch alle die humanen Einrichtungen der Neuzeit, wie Kranken-, Arzneiwagen und dergleichen, und wenn jetzt mancher Kranke und Verwundete dem Leben zurückgegeben werden kann, so überließ man sie damals hauptsächlich der eigenen Fürsorge. Sie mochten sehen, wie sie auch ohne Hilfe fertig würden.
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Es liegt auf der Hand, daß die damaligen Kriege unendlich viel grausamer waren, den Zweck aber — und darauf kam es Napoleon ausschließlich an — erreichte er bei seiner Art, die ein sofortiges Uebergehen vom Marsch zum Kampf gestattete, vielleicht doch besser. Und wie er bei Groß-Görschen sofort vom Marsche mit bestem Erfolge zum Kampf übergehen konnte, mochte „ein rascher Gang nach Berlin“ für ihn doch nicht ein solches Wagnis sein, wie es uns jetzt erscheinen muß.
Napoleon durfte also schon etwas wagen. Aber wahrscheinlich wäre es ihm, wenn er mit Sack und Pack ostwärts auf Berlin zu gegangen wäre, nicht viel besser geglückt wie im folgenden Jahre, als er nach den Vogesen zog. Seine Meinung, die verbündeten Armeen würden nur nach seinen Anordnungen die eigenen treffen und hinterher kommen, sollte sich bei dieser Gelegenheit doch als trügerisch erweisen.
Napoleons Erwägungen wurden jedoch sofort praktischer, als er am 14. Oktober von dem Reiterkampf bei Liebert-wolkwitz vernahm. Damit wußte er, daß die Hauptarmee des Feindes ganz nahe sei und daß die große Völkerschlacht nunmehr beginne.
Die Völkerschlacht bei Leipzig, 16.—19. Oktober.
Die Ebene um Leipzig herum wird durch die Elster und Luppe, die Parthe und Pleiße in vier verschiedene Ebenen getrennt, die einen einheitlichen Kampf um so mehr erschwerten, als die vorangegangenen Regentage die Wasserläufe und ihre Umgebung recht sumpfig gemacht hatten. Die Hauptarmee der Verbündeten hatte sich am 16. Oktober in einer Anfangsstärke von 72 000 Mann im Westen und Süden der Stadt aufgestellt und unter Wittgenstein den Kampf eröffnet, den Napoleon mit ganzer Wucht sofort annahm. Dazu hatte er 138 000 Mann. Sein Plan war hier, während schwächere Abteilungen unter Bertrand und Marmont Leipzig nach Westen und Nordwesten deckten, die langgezogenen Linien der Hauptarmee mit aller Gewalt zu durchbrechen und so vor allem den stärksten Gegner zu überwinden. Dann war ja nach seinem Grundsätze die Hauptarbeit getan und die große Schlacht gewonnen. Zu diesem Zwecke wurde namentlich um 2 Uhr der furchtbare Reiterangriff Murats
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gemacht, den 100 Geschütze der Garde mit dem so gefürchteten Kartätschenfeuer unterstützten. Der Stoß galt Güldengossa und sollte die feindlichen Linien durchbrechen. Und der Angriff würde schließlich geglückt sein, wenn Blücher nicht so energisch Möckern hätte stürmen lassen und dadurch den Abzug des Marmontschen Korps, das Napoleon so dringend zur Vollendung seiner Erfolge verlangte, unmöglich gemacht hätte. So war das Ergebnis des 16., daß erstens die schlesische Armee bis dicht an Leipzig kam, und zweitens Napoleon bei Güldengossa nicht gewann. Und damit war, da am 17. stündlich neue Truppen, namentlich Bennigsen und auch der immer zögernde Bernadotte erschienen und den Kreis im Osten und Nordosten schlossen, gegen Napoleon die Sache eigentlich entschieden. Die Bedenken des Kronprinzen von Schweden, der immer noch \ orwände gefunden sich zurückzuhalten, hatte Blücher selbstlos damit entkräftet, daß er von seinen drei Korps eines ihm abgetreten. Durch die allseitige Umschließung aber war die Lage Napoleons allmählich fast dieselbe geworden, wie später die seines Neffen bei Sedan. Das Uebergewicht in der Zahl (290 000 Verbündete, 190 000 Franzosen) war zweifellos vorhanden, die Einkreisung vollständig. Da geschieht durch Schwarzenberg das Gegenteil von dem, was Moltke 1870 wagte. Er ruft Gyulai am 17./10. von Lindenau fort und macht damit die Straße nach Westen offen, denn — „dem fliehenden Feinde soll man goldene Brücken bauen“! Man fürchtete sich wohl vor den Gewaltangriffen, die bei Austerlitz so wirksam gewesen und auch noch am 16. Oktober bei Güldengossa so erschütternd gewirkt. Und zweifellos hätte ein Verzweiflungskampf des großen Kaisers auch jetzt manche Verluste gebracht, schwerlich aber so viel, wie der ganze nachfolgende Feldzug des Jahres 1814 noch kosten sollte.
Die Kämpfe am 18. drehen sich in erster Linie um Probstheida, wo sich Napoleon auf hielt und eine stark befestigte Stellung hatte. Als aber das Eingreifen der Nordarmee sich stärker geltend machte, als Bülow Paunsdorf stürmte und dann die Sachsen und Württemberger übergingen und als Langeron Schönfeld nahm und Napoleons linke Seite immer mehr nach Leipzig hin eingedrückt wurde, da mußte der Kaiser sich endlich doch entschließen, auch diese Entscheidungsschlacht aufzugeben. Er befahl den allgemeinen Rückzug und entwich über
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Der Versuch mißglückte. Während Napoleon, nur von Reiterei verfolgt, nach den Vogesen zog, vereinigten sich die sämtlichen verbündeten Armeen bei Fere Champenoise und schlugen hier am 25. März vollständig die zur Verstärkung Napoleons bestimmten Truppen Marmonts und Mortiers. Dann zogen sie ohne jede weitere Störung nach Paris. Nur der Montmartre wurde noch verteidigt. Nach seiner Erstürmung konnten Kaiser Alexander und Friedrich Wilhelm von Preußen unter dem Jubel der kriegesmüden Bevölkerung schon am 31. März in Paris einziehen.
Dem Einzuge folgte der Pariser Friede. Es wurde Frankreich den Bourbonen zurückgegeben und in den Grenzen von 1792 wieder hergestellt. Es behielt demnach u. a. Nizza und Savoyen, Landau und Saarlouis.
Napoleon bekam die Insel Elba. Er behielt den Titel eines Kaisers und durfte 3000 seiner Krieger in sein kleines Reich mitnehmen.
Nr. 11. Die Freiheitskriege 1815.
Nach Beendigung des Krieges hatten sich die Fürsten mit einer großen Schar von Diplomaten und Feldherren nach Wien begeben, um die neue endgültige Gestaltung der Staaten hier zu besprechen. Es sollte eine Verständigung zustande kommen, mit der alle Länder dauernd zufrieden wären.
Selbstverständlich sollte das mit Sachsen vereinigte Großherzogtum Warschau nicht länger bestehen bleiben. Dem Kaiser Alexander schien es gerechtfertigt, wenn er dieses erhielt bezw. zurückerhielt. Um Preußen indes, welches damit die ihm wertvolle Weichsellinie verlor, eine ausreichende Entschädigung zu geben, war ihm das Königreich Sachsen zugedacht, das durch die Lage und die Art seiner Bevölkerung für den preußischen Staat unleugbar großen Wert hatte. Beide Staaten, Preußen und Rußland hatten über diese sächsisch-polnische Frage sich zeitig verständigt, stießen aber bei den drei ändern, Oesterreich, England und Frankreich, auf den entschiedensten Widerspruch und fast schien es, als ob darüber eine gewaltsame Auseinandersetzung aller erfolgen solle.
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nach aber für Auge und Ohr immer vernehmbarer wurden. Sie wurde verschieden gedeutet. Es wird Grouchy sein, sagte Napoleon, der in diesem Augenblick sich gern der Wirklichkeit verschlossen hätte, jedenfalls aber seine Umgebung nicht beunruhigen wollte.
Aber Grouchy war noch östlich von Wavre und wurde durch Thielmann beschäftigt. Die Geschütze, welche donnerten, und die Flügelhörner konnten doch nur von den Preußen herübertönen. Und wie Napoleon sich darüber gewiß war, traf er jetzt die äußersten Maßregeln, um Wellington doch noch zu werfen und gleichzeitig die von Frichemont aus vordringenden Preußen auf-zuhalten. Während er demnach, wie oben erzählt, von den 10 000 Reitern den letzten furchtbaren Angriff machen ließ, warf er das zur Reserve dienende 6. Korps (Lobau) und die Garden den Preußen entgegen. Das erste Korps der Preußen war das Bülows. Sein Marsch war verzögert, nicht bloß durch die Weite der Wege und ihre Durchweichung vom Regen, sondern auch durch den Umstand, daß man dieses frische Korps zuerst an den Feind bringen wollte und daß es dazu die Marschlinien der ändern durchkreuzen mußte. Es kam jetzt also an den linken Flügel Blüchers.
Mit der äußersten Wut rangen beide Gegner, Preußen und Fyanzosen, um Plancenoit. Von 6—8 Uhr dauerte das Gewoge hin und her. Endlich aber erschöpfte sich doch die Kraft der Franzosen, die keine Reserven mehr hatten. Auch Bülows Abteilung hatte furchtbare Verluste. 6 353 Mann bedeckten tot oder verwundet den Boden. Aber immer neue Scharen der Preußen rückten nach und auch Wellington ging jetzt, nun der rechte Flügel Napoleons vollständig zusammengebrochen, mit seinen Kriegern bis Belle-Alliance vor. Er wollte sich damit auch äußerlich als den eigentlichen Sieger kennzeichnen, denen die Preußen nur zum Schlüsse noch eine willkommene Beihilfe geleistet.
Das allseitige Vordringen brach die letzte Kraft der Franzosen. Eine allgemeine Flucht begann, und da nun Gneisenau in der Nacht noch die rastloseste Verfolgung anordnete, flüchtete die eben noch so stolze Armee Napoleons in vollster Auflösung über die Grenze und nach Paris zu.
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fähig und unlustig, irgend etwas zu tun. Der König von Preußen aber dachte anders und glaubte um so mehr mit den Bürgerwehren Frankreichs ein leichtes Spiel zu haben, als die zahlreichen Emigranten in Koblenz und anderswo die Möglichkeit eines raschen Niederwerfens der Bewegung mit aller Bestimmtheit versicherten. So wurde derselbe Herzog von Braunschweig, der die holländische Bewegung so glücklich unterdrückt hatte, zur Führung der 50 000 Preußen bestimmt, die von Koblenz aus vorrücken sollten. Zu seiner Rechten sollten die Oesterreicher von den belgischen Niederlanden aus ihn unterstützen, zur Linken andere österreichische Truppen unter Hohenlohe von Mannheim aus.
Der Vormarsch des Herzogs, die Mosel hinauf, ging sehr methodisch und demnach langsam vonstatten. Zu derselben Strecke, die Blücher 1814 unter schwierigeren Verhältnissen in vier Wochen zurücklegte, brauchte der Herzog die doppelte Zeit. Man machte Pausen von acht Tagen, um Magazine und Lazarette einrichten zu lassen, machte Luxemburg zum Waffenplatz, zögerte dann wieder, als man die französische Grenze überschreiten mußte, und erreichte an trügerischen Erfolgen endlich nur die Ergebung von Longwy und Verdun, trügerisch, weil man auch deshalb noch neue Hoffnung auf Unterstützung aus Frankreich schöpfte. Nun entstand die Frage: wie weiter? Der Herzog, der die größere kriegerische Erfahrung besaß, wollte einstweilen bis zum nächsten Jahre an der Maas stehen bleiben, der König von Preußen wollte so schnell wie möglich die königliche Familie in Paris retten. Man schlug endlich einen Mittelweg ein und zog durch das Waldgebirge der Argonnen auf Chalons zu. Und nun kam der Umschlag der Verhältnisse.
In Paris war der König am 10. August 1792 abgesetzt und gefangen genommen; eine Fortsetzung des Vormarsches konnte die Katastrophe nur beschleunigen. Im Rücken aber hatten Dumouriez und Kellermann sich im Argonnerwald vereinigt und alle weitere Zufuhr aufs äußerste gefährdet. Mangel an Lebensmitteln und Munition machten sich um so furchtbarer geltend, als Herbstkrankheiten und Grundlosigkeit der Fahrstraßen den Mut der preußisch-österreichischen Truppen immer mehr herabdrückten. So schien es eine wahre Erlösung, als nach der zweck-und ergebnislosen Kanonade von Valmy, bei welcher die Armeen
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Wie glänzend gegen diese Mißerfolge waren doch die Siege des bis dahin kaum beachteten Napoleon Bonaparte in Italien!
Zu einer Zeit, wo in Paris die inneren politischen Verhältnisse in keiner Weise befriedigten, wo der Kredit so gesunken war, daß man einen Anzug mit 8000 Fr. Papiergeld und ein Paar Stiefel mit 500 Fr. bezahlen mußte und wo der den Franzosen so teure Glanz völlig im Schwinden schien, da war es der jugendliche Korse, der mit seinen schlechtgekleideten und halbverhungeiten Scharen der Eitelkeit, dem Geldbedürfnis und der Ruhmessucht des Vaterlandes im Sturm die größten Erfolge gewann. W ie einfach war doch seine Kriegsmethode! Statt durch mühsam nachgeschleppte Magazine verschaffte er sich die nötigen Erhaltungsmittel durch rücksichtslose Requisition in dem zu erobernden Lande. Diesem Verfahren gab er schon in seiner mustergültigen Ansprache an die Truppen den deutlichsten Ausdruck. Er bewirkte dann den Aufmarsch seines Heeres, da das Meer durch die Engländer gesperrt war, links gedeckt von den Apenninen, von Nizza aus. Von hier durchzog er der Länge nach die Riviera und brach darauf durch den Paß von Savona in die Po-Ebene. Hier trat er, zum Kampf übergehend, mit seiner neuen Taktik hervor. Statt breiter Linienstellung führte er die Auflösung der Massen in einzelne, in sich geschlossene Divisionen ein, die jede selbständig sich nach einem gemeinsamen Ziele hin arbeiteten.
Das Ziel war ihm die Hauptsache. Siegen wollte er, indem er vor allem die Hauptmasse des Gegners warf; die Nebenabteilungen würden dann von selbst zurückgehen. Willkommen war ihm der Kampf, in dem er Schlag auf Schlag mit vereinigten Kräften dann austeilte, wenn des Gegners Abteilungen zersplittert waren. So sehen wir ihn jetzt in zahlreichen Einzelkämpfen den Gegner bei Montenotte, Dego, Millesimo, Mondovi usw. werfen, ähnlich wie er es später 1809 vor Regensburg, 1814 an der Marne tat. Mit fester Hand hält er immer alle seine Leute beisammen, erkennt rasch jeden Fehler der Feinde und benutzt ebenso schnell die Gelegenheit zum entscheidenden Schlage.
Mit den ersten Siegen trennte er die Piemontesen von den Oesterreichern. Die Erhaltung der Pobrücke bei Valenza ließ er sich im Frieden von Cherasco zusichern, nicht um sie zu brauchen, sondern um den Oesterreichern den Angriff auf Mailand von
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den Armen des Todes zu entgehen, die sich hinter ihm auftun. In allen Klüften zerstreut liegen Abteilungen, um Atem zu schöpfen, erkrankte und erschöpfte Menschen, ermüdete und erlahmte Lasttiere. Wie viele hier dem Tod ein Opfer geworden sind, weil der letzte Funke der Willenskraft ausging, ehe sie das Ziel erreichten oder weil ein falscher Tritt sie zerschmetternd in Abgründe stürzte, sagt uns kein Bericht. Aber noch zu dieser Stunde gedenkt das Landvolk jener Täler dieses beispiellosen Zuges mit Teilnahme und Bewunderung.“ Und nun denke man sich die Empfindungen Suworoffs, als er, im Muottatal angelangt, vernehmen mußte, daß Korsa-koffs und Hotzes Truppen bei Zürich vernichtet und letzterer selber im Kampfe geblieben sei! Nun war der ganze Weg zwecklos geworden und nichts anderes blieb übrig, als über den noch höheren Pragei ins Klöntal nach Glarus und weiter das Sernftal hinauf über die eisigen Schneefelder des sogar 2 500! m hohen Panixerpasses ins obere Rheintal zu ziehen. Fast alle Geschütze und Wagen gingen verloren. Verhungert und in Lumpen kam man ins Graubündtnertal. Die Armee war vernichtet! Und doch war der Marsch der letzten drei Wochen moralisch fast einem Siege vergleichbar, da er bis zum Schluß zeigte, was Willenskraft und Bedürfnislosigkeit auch unter den schwierigsten Umständen zu leisten vermögen.
Inzwischen war Erzherzog Karl den Rhein hinuntergezogen, hatte Philippsburg entsetzt und zuletzt auch Mannheim genommen, Erfolge, die rühmlich waren, aber den großen Verlust in der Schweiz doch nicht ausglichen. — Eine weitere Folge dieser Ereignisse war das Aufgeben der Unternehmungen zur Eroberung Belgiens, da Erzherzog Karl am Oberrhein und in der Schweiz näherliegende Landschaften zu decken hatte.
Nr. 5. Zweite Koalition: 1800.
Während die Oesterreicher, die in Deutschland mit 110 000 Mann kämpfen wollten, es aber nur langsam auf 65 000 Mann brachten, und die in Italien unter dem alten Melas statt 100 000 Mann nur 70 000 Mann wirklich aufstellten, schon zu ermüden begannen, entwickelten die Franzosen jetzt eine feurige Tatkraft;
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17. Oktober, nachdem er in Verblendung, Hoffnung und Furcht alle Empfindungen durchgekostet, die Ergebung für 23000 Mann unterzeichnet. Eingeschlossen hatte der gewissenhafte Mack auch solche Abteilungen, die bereits entkommen waren.
Der Rückschlag dieser Verluste war ein so gewaltiger, daß die Russen unter Kutusow nunmehr am Inn kehrt machten, um sich mit den unter Buxhöwden nachrückenden Russen zu vereinigen. In dieser Absicht gingen sie bei Mautern auf die linke Seite der Donau und weiter nach Brünn zu; Wien überließen sie sich selbst und bezogen bei Olschau, südlich von Olmütz, ein Lager. Auch die aus Tirol zurückgehenden Oester-reicher fanden kein Mittel, Wien zu helfen. Gedankenlos ward die Hauptstadt auf französische Versicherungen von Waffenstillstand an Murat überlassen. Selbst der Erzherzog Karl, der bei Caldiero glänzend gekämpft hatte, mußte nach dem Schlage von Ulm die Truppen erfolglos heimwärts führen. So fehlte bereits aller Mut, als es am 2. Dezember zur Schlußkatastrophe von Austerlitz kam.
Es war eine große Entscheidungsschlacht, die erste, die der Kaiser ganz leitete. Die Franzosen mit ihren Verbündeten zählten 75 000 Mann, die Russen mit den Oesterreichern 86 000 Mann. Dem Namen nach führte diese Kutusow, der Tat nach geschah es vom russischen Kaiser Alexander selber.
Vielleicht schwebte diesem die Taktik Friedrichs des Großen vor, mit der dieser trotz seiner Minderzahl bei Leuthen gewann. Der große König war damals mit seiner kleinen Schar vor der Front der Oesterreicher südwärts gezogen und Daun hatte dazu gelassen gesagt: Die Leute paschen ab; laßt sie ziehen. Nach plötzlicher Linksschwenkung hatte Friedrich dann einen konzentrischen Angriff gegen die österreichische linke Seite gemacht und die Schlacht gewonnen. So gefährlich ein solches Unternehmen war, hatte der Herzog von Braunschweig dieselbe Bewegung 1758 bei Krefeld gemacht und merkwürdigerweise mit dem gleichen Erfolge. Clermonts Armee wurde von seiner linken Seite aus geworfen. Das glückte noch einmal, gerade weil der Angriff an sich so unwahrscheinlich war. Hier aber bei Austerlitz war kein Daun oder Clermont der Gegner, sondern Napoleon, und als Kutusow wirklich, was Napoleons geheimstem Wunsche entsprach, den Marsch über Pratze vor der feindlichen
Rothert, Vaterländische Geschichte. 2
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Alexander Alexander Friedrichs Friedrich Friedrich Clermonts Napoleon Napoleons Rothert
Extrahierte Ortsnamen: Mautern Donau Wien Wien Caldiero Daun Krefeld Napoleons